Bauen während der Wirtschaftskrise - alles, was Sie wissen müssen!

Bauen während der Wirtschaftskrise - wie ist die aktuelle Situation?

Es gibt aktuell eine große Verunsicherung am Immobilienmarkt, sowohl bei Käufern als auch bei Verkäufern. Auch die Bauherren sind da keine Ausnahme. Wer zurzeit ein Einfamilienhaus baut, sieht sich mit der Situation konfrontiert, dass das ursprünglich geplante Budget wohl nicht ausreichen wird, um das Haus fertigzustellen.

Auf der anderen Seite stehen die unterschiedlichen Gewerke, die aufgrund der aktuellen Situation gezwungen sind, die ursprünglichen Preise zu erhöhen.

Aber auch ein Großteil der Menschen, die planen, zu bauen, stehen vor diesem Problem. Viele haben ihre Verträge bereits vor Ausbruch der Krise geschlossen und sehen sich nun mit explodierenden Preisen konfrontiert.

Was sind die größten Herausforderungen, denen sich Bauherrn heute stellen müssen?

Das Problem ist, dass sich die Bauherren vielen verschiedenen Störfaktoren ausgesetzt sehen. Dies hat mit dem Ausbruch von Corona begonnen und setzt sich mit dem Krieg in der Ukraine fort. Lieferketten sind unterbrochen, Waren können nicht oder nicht rechtzeitig geliefert werden und die Preise kennen nur noch eine Richtung - nach oben!

Auf all diese Faktoren haben die Bauherren keinen Einfluss.

Im Gegensatz zu den Unternehmern haben die Bauherren jedoch die etwas besseren Karten. Unternehmer haben kaum die Möglichkeit, eine Preisanpassung durchzusetzen, unabhängig davon, ob sie sich auf einen gesetzlichen Anspruch auf Preisanpassung berufen oder auf einen entsprechenden Passus im Vertrag, welcher meist unter den allgemeinen Geschäftsbedingungen zu finden ist.

Dies deshalb, da die allgemeinen Geschäftsbedingungen einer besonderen inhaltlichen Kontrolle unterliegen, welche oft zu dem Ergebnis führt, dass die AGB unwirksam sind.

In sehr vielen Fällen lassen sich die Bauherren jedoch auf inflationsbedingte Preisanpassungen ein, denn schließlich möchten sie ihr Projekt fertigstellen und keinen Baustopp riskieren.

 

Welche Auswirkungen hat die Wirtschaftskrise auf die Bauindustrie?

Die Kunden, mit denen wir in der Praxis zu tun haben, stehen beispielsweise vor dem Problem, dass sie für ihr Bad 25.000,00 Euro einkalkuliert haben und nun vom Handwerker gesagt bekommen, dass dies mittlerweile um die 32.000,00 Euro kosten wird.

Rechtlich gesehen ist die Sachlage eindeutig. Doch wie sieht es in der Praxis aus? Die logische Konsequenz wäre, dass das Bad nicht fertiggestellt wird, wenn die Mehrkosten vom Bauherrn nicht übernommen werden. Damit ist aber keiner Partei geholfen. Weshalb wir unseren Kunden in diesen Situationen raten, eine gemeinsame Lösung zu finden, mit welcher alle gut leben können.

Dies ist sicherlich eine schwierige Situation für alle Beteiligten. Muss der Unternehmer eine Preisanpassung vornehmen, so sollte er dies seinem Vertragspartner transparent und nachvollziehbar darlegen. Dies ist die Basis für eine vertrauensvolle Zusammenarbeit.

 

Wer sind die großen Verlierer?

In der aktuellen Situation gibt es im Baugewerbe viele Verlierer. Sowohl die Bauherren selbst als auch die beauftragten Unternehmen stehen vor einem Dilemma.

 

Die Bauherren haben den Druck, das Objekt im Zeitplan fertigstellen zu müssen und die gestiegenen Kosten. Diese haben jedoch auch die Unternehmer, welche sie an die Bauherren weitergeben müssen, um kein Verlustgeschäft zu machen.

 

Statt sich hier in jahrelangen Gerichtsprozessen das Leben gegenseitig schwer zu machen, sollten die Parteien gemeinsam nach Lösungen suchen. Auch wenn die Skepsis auf Seiten der privaten Bauherren und Auftraggeber natürlich groß ist.

Welchen Rat kann man jemandem geben, der darüber nachdenkt, in nächster Zeit zu bauen?

Auch in der jetzigen Situation ist es nicht von Nachteil zu bauen. Hier sollte immer der Einzelfall betrachtet werden.

 

Wer sich sein eigenes Haus bauen möchte, der schafft natürlich auf der einen Seite ein behagliches Zuhause für sich und seine Familie. Auf der anderen Seite ist eine Immobilie nach wie vor eine stabile Wertanlage.

Auch, wenn die schlechten Nachrichten im Moment nicht abreißen, sollte das die Leute nicht verschrecken. Sie sollten sich durchaus auch weiterhin zutrauen, solche Projekte umzusetzen.

Allerdings sollten sich die neuen Bauherren auch mit den Handwerkern darüber verständigen, was alles passieren kann, und entsprechende vertragliche Vereinbarungen treffen. Nur so lassen sich die aktuellen Risiken gemeinsam bewältigen.

Wie werden sich die Dinge in den nächsten Jahren entwickeln?

Rein aus praktischer Erfahrung kann man hier noch keine Prognose treffen. Denn die Situation, wie sie sich aktuell darstellt, besteht erst wenige Monate.

Eine mögliche Entwicklung könnte sein, dass in den künftigen Verträgen zwischen Bauherren und Unternehmen detaillierte Klauseln bezüglich inflationsbedingten Preisanpassungen mit aufgenommen werden. Diese Klauseln werden mit Sicherheit in der Zukunft eine größere Rolle im Baugewerbe spielen.

Eine faire Lösung könnte hier sein, dass die Preise in dem Volumen angepasst werden, in dem auch der Baukostenindex steigt.

Wie es sich tatsächlich entwickelt, wird man mit der Zeit sehen.

Ausführlich besprechen wir dieses Thema gemeinsam mit Rechtsanwalt Dirk Wolter, Fachanwalt für Bau- und Architektenrecht und Fachanwalt für Verwaltungsrecht in unserer neuen Podcastfolge.


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